Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch. Amen
Der ICE nach Hamburg kam ausnahmsweise einmal pünktlich. Er soll sogar eine Minute früher eingetroffen sein. In einem der Wagen saß König Charles III mit Gemahlin und seinem ganzen Gefolge. Das hat es bei uns schon länger nicht mehr gegeben. Ein König, der mit der Bahn fährt. Zwar in der 1. Klasse, aber immerhin. Auch wenn in Großbritannien der Royal Train öfter zum Einsatz kommt, das Verkehrsmittel am vergangenen Freitag war sicher mit Bedacht gewählt. Der für Klimaschutz und ökologische Landwirtschaft engagierte König hat damit ein Zeichen gesetzt. Und so wurde er in Hamburg auch nicht auf der repräsentativen Rathaustreppe empfangen, sondern auf dem Hauptbahnhof. Hunderte bereiteten ihm trotz Regen einen begeisterten Empfang, winkten mit Fähnchen. Hände wurden geschüttelt. Das ist eine ganz aktuelle Geschichte, die davon handeln, wie einer berühmten Persönlichkeit der Empfang bereitet wird. Das Evangelium des heutigen Sonntags könnte dafür Vorbild gewesen sein. Es erzählt, wie Jesus in Jerusalem einzieht und von der begeisterten Menge mit Palmzweigen begrüßt wird (Johannes 12, 12-19):
Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so an ihm getan hatte. Die Menge aber, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, bezeugte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.
Jesus pilgert zum Passahfest nach Jerusalem. Die Kunde davon hat sich schnell ausgebreitet. Die anderen Festpilger haben es vernommen und laufen ihm aus dem Stadttor entgegen, ihn zu begrüßen. Das Ganze wirkt spontan. Es ist keine erzwungene Kundgebung, wie wir sie aus Diktaturen kennen. Keine abkommandierten Schulkinder und Werktätigen. Sondern die Menschen haben viel von Jesus gehört und wollen ihn sehen. Ja, sie begrüßen ihn wie einen König und rufen: „Hosianna! Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel.“ Und dabei schwenken sie Palmzweige, die sie von den Bäumen gehauen haben und winken ihm damit zu. Was sich hier abspielt, ist hoch politisch, gut geeignet die Römer und Mächtigen des Volkes hellhörig zu machen. Denn Jesus wird wie ein König gefeiert. Die Menschen erwarten viel von Jesus, „Hosianna“ heißt: „Herr hilf“. Sie erwarten, dass er ihnen Frieden bringt, dass er sie von der Zwangsherrschaft der Römer befreit.
Was aber tut Jesus dabei? Anders als in der Darstellung der drei ersten Evangelisten, geht die Initiative hier nicht von ihm aus. Dort ist es Jesus selbst, der seinen Einzug inszeniert und sich im Vorfeld von seinen Jüngern einen Esel besorgen lässt. Hier erscheint es so, als würde Jesus von dem spontanen Empfang der Menge überrascht. Aber dann ergreift er ganz plötzlich die Initiative. Er schaut sich um, sieht einen Esel herumstehen und setzt sich darauf. Er gibt damit dem Geschehen eine unerwartete Wendung. Denn der Esel erinnert an den Friedenskönig, von dem der Prophet Sacharja kündet: „Siehe, dein König kommt zu dir ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sacharja 9,9)
Ähnlich wie Charles, der symbolträchtig mit dem Zug nach Hamburg reist und ein Zeichen setzt, schnappt Jesus sich den Esel, um die Weissagungen des Propheten Sacharja sprechend zu machen, so als wollte er sagen: Ihr feiert mich als einen König! Aber schaut genau, welch ein König ich bin. Ich bin nicht einer, der Krieg führt. Ich komme, um Frieden zu gebieten, Rosse und Wagen werden weggetan und der Kriegsbogen zerbrochen (Sacharja 9, 10). Und so reitet Jesus als Friedenskönig nach Jerusalem ein. Diese Stadt hat selbst den Frieden im Namen: Salem/ hebr. Schalom – Darum heißt es auch stimmig: „Tochter Zion freue dich! Siehe dein König kommt.“
Damit hat Jesus freilich die Erwartungshaltung der Menschen unterlaufen, die eher jemanden erwarteten, der machtvoll – notfalls mit Gewalt – gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung antritt. Selbst seine Jünger verstanden die Symbolik mit dem Esel erst im Nachhinein, als Jesus verherrlicht war, d.h. als er gekreuzigt und auferstanden ist. „Jesus von Nazareth, der König der Juden“ (19,19) – so stand es über dem Kreuz. Das war die Anklage, die man ihm machte. „Bist du der König der Juden?“ (18,33), fragt Pontius Pilatus Jesus beim Verhör. Und die Soldaten krönen den Geschundenen mit einer Dornenkrone und verspotten ihn: „Sei gegrüßt, König der Juden!“ (19,3) – Jesus ist ein König, der den Weg der Macht ausschlägt und den der Ohnmacht geht.
Wenn er aber nicht der König ist, den die Menschen erwarteten, was vermag er dann? Die Festpilger, die Jesus entgegenlaufen, haben vor allem eines gehört: Jesus hat Lazarus von den Toten auferweckt. Das geschah in Bethanien auf dem Wege nach Jerusalem. Das ist bedeutsam für die Jesusgeschichte des Johannes, in welchem dem Ostergeschehen viel Platz eingeräumt wird. Die Auferstehung ist der Punkt, auf den alles hinausläuft. Jesus Christus ist vom Tode auferstanden und hat den Tod besiegt. Das ist für mich persönlich auch der Zielpunkt des christlichen Glaubens. Jesus Christus schenkt neues Leben. Nicht nur in diesem Leben, wenn er Schuld vergibt und uns aus unserer Gottesferne herausreißen will, sondern auch in Ewigkeit. In dieser Hoffnung leben wir als Christen und sie verbindet uns mit allen, die Jesus freudig entgegengehen. Diese Symbolik des Sieges des Lebens über den Tod steckt auch in der Geschichte vom Einzug nach Jerusalem. Die Menge schwenkt Palmzweige. Palmzweige sind ein altes christliches Siegeszeichen. Sie stehen für das ewige Leben, für den Sieg über den Tod und mit der immergrünen Farbe für den Einzug in das Paradies.
Was sagt uns nun diese Geschichte vom Einzug Jesu nach Jerusalem heute? Ich würde sagen: Jesus Christus freudig in meinem eigenen Leben zu empfangen, das ist kein Pflichtprogramm. Manch einer ist neugierig geworden und sagt sich, ich will mal schauen, wer das ist, der da kommt. Und dann kann Vertrauen wachsen. Wir gewinnen Orientierung für unser eigenes Handeln, wenn wir dem Friedenskönig folgen. Und wir gewinnen Hoffnung durch die Kraft seiner Auferstehung: „Fürchte, dich nicht: Siehe, dein König kommt.“ Amen
Lasst uns beten:
Gott, himmlischer Vater, du hast deinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt, damit er Versöhnung und Frieden schafft. Wir bitten dich: Lass uns auf sein Wort und seinen Willen hören.
Wir bitten für deine Kirche. Öffne uns die Augen für die Nöte und Sorgen anderer Menschen, dass wir ihnen beistehen und so deine Menschenfreundlichkeit glaubhaft in der Welt bezeugen. Schenke uns die Kraft zu einem frohen Bekenntnis.
Wir bitten für alle Menschen in den Krisen- und Kriegsgebieten, in der Ukraine, im Nahen Osten und Afrika. Gib den Menschen Hoffnung für die Zukunft, lass ihnen Hilfe zuteilwerden und fördere alle Bemühungen um Frieden und Gerechtigkeit
Wir bitten dich für alle, die einen Menschen verloren haben. Tröste die Trauernden und schenke ihnen die Gewissheit deiner Nähe.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen
Die Glocken unserer Kirche läuten zum Innehalten und zum Gebet: werktags um 8 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr. Die Kirche ist Montag bis Freitag von 11 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.
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Wir grüßen Sie im Namen des Kirchengemeinderates und aller Mitarbeiter an St. Marien herzlich.
Ihre Pastorin Dr. Ulrike Streckenbach und Ihr Pastor Dr. Magedanz