Unser Wort zum Sonntag

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch.
 
Am heutigen Sonntag wird es hell. Es ist so, als würde das Licht angeschaltet, wenn die Verse aus dem Epheserbrief gelesen werden. Worte mit hohem Anspruch, als Appell, zur Erleuchtung:
Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten. (Eph. 5, 8b-14)
Mit jedem Jahr, das ich älter werde, merke ich, wie sehr ich doch in manchem nach meinen Eltern komme. Habe ich mich als Jugendlicher darüber amüsiert, dass mein Vater häufig ein zweites Mal zur Tür zurück ging, um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich verschlossen ist, so ertappe ich mich heute selbst dabei. Manches von dem, was wir als kleine Kinder bei unseren Eltern bewundert haben und wovon wir uns dann später als Jugendliche abgrenzen wollten – ja manchmal auch dagegen pubertierend aufbegehrten – etliche recht harmlose Marotten und Reaktionsmuster entdecken wir irgendwann auch bei uns selbst. Ich bin ein Kind meiner Eltern. Wir sind Kinder unserer Eltern. Es ist nicht zu verleugnen, wo unsere Wiege gestanden hat und woher wir kommen.
Sehr deutlich wurden die Christen in Ephesus, sehr deutlich werden wir heute an diesem Sonntag daran erinnert, wes Geistes Kinder wir sind. Ihr seid Kinder des Lichts!
Wir sind heute vielfach gewöhnt zu differenzieren, nicht zu scharf zu urteilen und auch in schwärzester Nacht noch die kleinsten Lichtpunkte zu würdigen. Für den Verfasser des Epheserbriefes scheint es hingegen nur Schwarz und Weiß zu geben, wenn er schreibt: Denn ihr ward früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herr. Wandelt als Kinder des Lichts. (V 8) Ein hoher Anspruch ist damit verbunden: Durch die Taufe, durch das zu Christus gehören, ist der Mensch aus der einen Sphäre, in die andere – von der Dunkelheit zum Licht durchgeschritten. Das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden. Dazwischen liegt eine Zäsur, ein klarer Schnitt. Es soll erkennbar sein, dass ein Mensch zu Jesus Christus gehört und Teil der christlichen Gemeinde ist. 
Welch hoher Anspruch angesichts von Verfehlungen und dunklen Flecken, die die Kirchengeschichte und auch die je eigene Biographie mit prägen! Erweist euch der Sache Jesu Christi als würdig!
Es ist hilfreich, dass hier Kriterien genannt werden, woran sich christliches Leben zeigt. Die Kinder des Lichtes erweisen sich an den Früchten des Lichtes: Anhand von Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, soll ablesbar sein, dass jemand zu Christus gehört. Damit verbunden ist die Aufforderung zu prüfen, was Gott wohlgefällig ist, also zu schauen, ob es bei mir, ob es bei uns diese Früchte gibt. Und es ergeht die Ermahnung, die Werke der Finsternis nicht mit dem Mantel einer falsch verstandenen Nächstenliebe zuzudecken, sondern aufzudecken, beim Namen zu nennen und als solche zu überführen.
Diese Verse haben etwas Strahlendes. Denn der Glaube an Jesus Christus ist hier mit dem Licht der Aufklärung verbunden. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Das Christentum hat sich in den ersten Jahrhunderten so weit ausbreiten können, weil es bestrebt war, den Glauben nicht gegen das Wissen zu setzen. Vielmehr wollte der Glaube sich im Zusammenhang der geistigen Strömungen der jeweiligen Zeit verständlich machen.
Und das gilt auch heute, dass ich eine Kirche betreten kann, ohne meinen Verstand an der Garderobe abgeben zu müssen. Ja, ich bin gefordert, das, was uns Inhalt unseres Glaubens ist, gedanklich und im Zusammenhang nachzuvollziehen. Denn ich glaube ja als ganzer Mensch mit Leib und Seele, mit Geist und Verstand. Es ist gut, dass ich Zweifel zulassen und dennoch darauf vertrauen kann, dass Gott die Dunkelheit meines existentiellen Fragens mit einer tiefer gehenden Gewissheit erleuchten will. So kann ich darauf vertrauen, dass ich in meinen Fragen, Suchen und Zweifeln von Gott gehalten und getragen bin.
In diesem Sinne verbündet sich der christliche Glaube mit der Aufklärung gegen Wissenschaftsfeindlichkeit, Okkultismus, Zukunftsangst und Gleichgültigkeit, die Menschen gefangen nehmen und in der Finsternis verharren lassen.
Das Licht der Aufklärung erweist seine Kraft aber vor allem auch da, wo die Dunkelheit als Dunkelheit benannt wird, wo Verfehlungen aufgedeckt und das Leben durch Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit eine neue Chance bekommt. Es ist wichtig, dass Finsternis aufgeklärt wird, damit im Dunkeln nicht gut munkeln ist. Denn nur wo Finsternis überführt ist, ist sie gebannt und es kann einen lichten Neuanfang geben.
Das Schmerzlichste an dem Licht der Aufklärung aber ist, dass es mich selbst in Frage stellt. All das was mich von Gott und anderen Menschen trennt, all das, womit ich meine eigentliche Bestimmung verfehle, meine Lauheit, meine Versäumnisse, meine Untaten sollen aufgedeckt und ans Licht gebracht werden. Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; denn alles was offenbar wird, das ist Licht. (V 13) Dieses Letzte ist rätselhaft: Das, was von Christus als dem Licht der Welt aufgedeckt worden ist, soll selber Licht werden. – Damit kann ja kaum gemeint sein, dass alle Untaten, alles Schändliche und moralisch Verwerfliche geläutert wird und am Ende gut da steht. Das Verwerfliche muss verworfen werden, aber den Menschen, der schuldig wird, will Christus ins rechte Licht stellen.
Es hat seine tiefe Bewandtnis, dass Christus einen jeden von uns entdecken will und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er will uns nicht bloßstellen, aber er will die Decke der Finsternis wegnehmen und uns dann mit seinem Licht bekleiden.
Es ist dabei wohl niemals so eindeutig schwarz-weiß, dass alle Finsternis für immer hinter uns liegt und vor uns nur noch lauter Licht ist. Darum gibt es auch den aufrüttelnden Weckruf am Ende der Verse: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
Erleuchtung ist ein lebenslanger Prozess. So wie Martin Luther es ausgedrückt hat: Christsein ist nicht ein Gewordensein, sondern vielmehr ein Werden. Und so sind wir als Christinnen und Christen noch nicht am Ende, sondern zu dem unterwegs der selbst das Licht ist, und in seinem Licht können wir wandeln.
Und wie wir manchmal lange brauchen, um zu verstehen, wie viel wir von unseren Eltern haben und wie viel wir ihnen verdanken, so versteht man auch dieses mit der Zeit immer besser, was es heißt, ein Kind des Lichts, ein Kind des Höchsten zu sein. Amen
 
Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, du bist die Quelle alles Guten, des Lichtes und der Wahrheit. Durch deinen Sohn, Jesus Christus, haben wir Anteil an diesem unvergänglichen Licht.
Wir bitten dich für deine weltweite Kirche, weltweit aber auch bei uns vor Ort, dass Verfehlungen und Schuld aufgedeckt werden und die Kraft zum Guten wächst. Schenke ihr, schenke uns, die richtige Ausstrahlung. Lass dein Licht auch durch uns leuchten in der Welt.
Wir bitten für Menschen in Krisen- und Kriegsgebieten, die unter Ungerechtigkeit und Hunger, Terror und Gewalt leiden, dass ihre Not ein Ende finde und sie Hilfe erfahren. Sende deinen Geist des Friedens.
Wir bitten dich für die Regierung in unserem Land und für alle Menschen in Verantwortung für das Gemeinwesen, dass sie an sich für den Erhalt der Schöpfung in ihrer Vielfalt, für Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen.
Wir bitten für die Kinder, die Ferien haben, und für die Menschen im Urlaub, dass sie Gutes erleben und sich erholen. Behüte und bewahre sie auf ihren Wegen.
 
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gibt uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen
Das sind unsere Kontaktdaten:
Marion Steffen im Büro - 03834 2263
Pastor Dr. Bernd Magedanz - 03834 8477052
Pastorin Dr. Ulrike Streckenbach - 03834 886104
Angela Jütte im Treffpunkt Kirche - 03834 883375
Nachbarschaftshilfe - 0162 7687770

Wir grüßen Sie im Namen des Kirchengemeinderates und aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an St. Marien herzlich.


Ihre Pastorin Dr. Ulrike Streckenbach und Ihr Pastor Dr. Magedanz