Das musikalische Leben in St. Marien hat drei Schwerpunkte. Zum einen bietet es den Menschen der Stadt, Gemeindegliedern sowie kirchenfernen Menschen die Möglichkeit, über Generations- und soziale Grenzen hinweg gemeinsam zu singen und zu musizieren. In mehreren Gruppen treffen sich wöchentlich etwa 100 Sänger zwischen 5 und 85 Jahren. Es wird zusammen geprobt, Gottesdienste und Konzerte werden gestaltet, außerdem finden Feste und Chorreisen statt. Die Blechbläser finden ihr musikalisches Zuhause im Posaunenchor, über 20 Bläser kommen jede Woche zusammen. Neben der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten und einem anspruchsvollen Konzertprogramm hat es sich der Posaunenchor zur Aufgabe gemacht, mit der christlichen Botschaft auf die Straßen und Plätze zu gehen und dort für die Menschen zu spielen.
Ein großer Schatz der Marienkirche ist die romantische Orgel von Friedrich Albert Mehmel aus dem Jahr 1866. Im Gegensatz zu vielen anderen historischen Orgeln ist sie durch die vergangenen Jahrzehnte hindurch in ihrem annähernd ursprünglichen Zustand und mit ihrem unverfälschten romantischen Klang erhalten geblieben. Da die anderen großen Instrumente Mehmels während des Zweiten Weltkriegs vernichtet wurden, ist das Greifswalder Exemplar die größte erhaltene Mehmel-Orgel und insgesamt eines der großen romantischen Instrumente im Nordosten Deutschlands überhaupt. Heute stellt sie damit ein fast unverändertes Zeugnis des Orgelbaues des ausgehenden 19. Jahrhundert dar. In Gottesdiensten und Konzerten erfüllen laute und leise Stimmen den gewaltigen Kirchenraum und die Herzen der Zuhörer. Hervorragende Organisten aus Deutschland und Europa lassen sich gerne einladen, um auf der Mehmel-Orgel zu musizieren.
Nicht zuletzt bietet die wunderbare Akustik sowohl der Marienkirche als auch der Annenkapelle und der Westvorhalle den Rahmen für hochklassige Chor-, Sinfonie- und Kammerkonzerte von Gastensembles. Die Kirche gehört zu den Austragungsorten der „Greifswalder Bachwoche“ und des „Nordischen Klangs“ und wird als solcher von den Greifswaldern und vielen Gästen der Stadt gern besucht.
Für 4- und 5-jährige:
donnerstags um 9.45 Uhr in der Fr.-Loeffler-Str. 68
Für Kinder im Vorschulalter und in der 1. und 2. Klasse:
donnerstags um 15.30 Uhr in der Fr.-Loeffler-Str. 68
Für Kinder in der 3. und 5. Klasse:
donnerstags um 16.15 Uhr in der Fr.-Loeffler-Str. 68
Im Kinderchor und Jugendchor sind alle willkommen, keiner muss schon singen können, denn das Entdecken der eigenen Stimme steht im Vordergrund. Der Besuch eines Chores ist ein wichtiger Baustein der Persönlichkeitsentwicklung, denn im Chor haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, das große Klangspektrum der eigenen Stimme aktiv zu entdecken, zu entwickeln und schließlich für ihr weiteres Leben zu bewahren.
Für Jugendliche ab der 6. Klasse:
donnerstags von 17.00 bis 17.45 Uhr in der Fr.-Loeffler-Straße 68
Singen fördert die emotionale Ausdrucksfähigkeit, das Selbstbewusstsein, die Wahrnehmung des eigenen Körpers und durch die Gruppe die Wahrnehmung der Umgebung. Im Chor hört und spürt jeder schnell, dass es wichtig ist, ein Ohr für die Anderen zu entwickeln. Ein schöner Klang kann nur gemeinsam entstehen. Auch das spätere Erlernen eines Instrumentes fällt singenden Kindern in der Regel leichter. Zu den Höhepunkten des Jahres gehören eine Wochenendfahrt und die Aufführungen. Die Präsentation des Erlernten und die Freude am Tun stehen den meisten Kindern und Jugendlichen ins Gesicht geschrieben und springen auf die Zuhörer über. Beiträge in Gottesdiensten, bei der Bachwoche, bei der Aufführung eines Kindermusicals, beim Weihnachtsliedersingen in der Marienkirche, im Kontakt zur Erwachsenenkantorei - es finden sich viele Möglichkeiten des gemeinsamen Erlebens!
Weitere Informationen bei Silvia Treuer (hgw-marien-kimu@pek.de)
Dienstags von 19.30 bis 21.00 Uhr in der Friedrich-Loeffler-Str. 68
Die Kantorei freut sich über Zuwachs in allen Stimmlagen! Zu den Höhepunkten des Jahres gehören neben den Auftritten in Gottesdiensten die Passionsmusik, die Bachwoche, ein Kantatengottesdienst im November und das Weihnachtsliedersingen im Kerzenschein. Einmal im Jahr geht es auf Reisen zum Probenwochenende in Heringsdorf. Zeit zum Kennenlernen gibt es außerdem einmal im Monat beim geselligen Beisammensein nach der Probe sowie beim Sommerfest und bei der Weihnachtsfeier.
Weitere Informationen bei Silvia Treuer (hgw-marien-kimu@pek.de)
Donnerstags um 18 Uhr in St. Jacobi,
im Winterhalbjahr in der Annenkapelle
Leitung: Luisa Leske
Der Posaunenchor von St. Marien und St. Jacobi ist ein sich ständig verändernder Klangkörper: Bläserinnen und Bläser beider Innenstadtgemeinden und aus dem Umkreis Greifswalds sowie auch Studenten treffen sich wöchentlich zum Musizieren in der Annenkapelle der Marienkirche oder in der wärmeren Jahreszeit in der Jacobikirche. Neben seinen vielfältigen Aufgaben bei Gemeindeverstaltungen tritt der Posaunenchor auch konzertant in Erscheinung. Die musikalische Leitung wird verantwortet von der Kantorin der Jacobikirche Luisa Leske.
Die Orgel in St. Marien ist die größte der noch erhaltenen Instrumente, die der Stralsunder Orgelbauer Friedrich Albert Daniel Mehmel geschaffen hat. Sie wurde am 4. Advent 1866 eingeweiht. Der Königliche Musikdirektor August Wagner, der das neue Instrument abnahm, fand damals für dasselbe nur lobende Worte: „Der ganze Orgelbau ist (…) als gelungen zu betrachten, und das Werk macht dem Erbauer alle Ehre:“ Die Orgel blieb von größeren Veränderungen verschont und hat damit ihren ganz auf den großen Raum abgestimmten ursprünglichen Klang behalten. Mehmel disponierte sehr farbig und legte dabei auch großen Wert auf „zarte Stimmen“. Seine Intonation zeichnet sich durch eine gewisse Weichheit aus und wurde von den Zeitgenossen hoch geschätzt.
Erfreuen auch Sie sich daran. Wir laden Sie herzlich ein zu unseren Gottesdiensten, den Orgelkonzerten mit in- und ausländischen Künstlern, zum „Greifswalder Orgelsommer“ und zur „Orgelmusik zur Marktzeit“!
Im Winter 2017/2018 wurde die Orgel restauriert. Freunde und Förderer der Orgel haben innerhalb eines Jahres 35.000 Euro gespendet. Viele der 124 Spender und Spenderinnen übernahmen die Patenschaft für die Sanierung einer bestimmten Orgelpfeife. Manche verschenkten diese zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Ihre Namen wurden mit den entsprechenden Tönen in ein Buch geschrieben, das für die Nachwelt in der Orgel aufbewahrt wird. Viele Besucher steckten ihren Obulus in die Spendenpfeife im Turmraum, wo das Restaurierungsprojekt vorgestellt wird. Ein Spendenbarometer zeigte an der Pfeife an, wieviel Unterstützung noch notwendig war. Auf diese Weise kamen über 1.250 Euro zusammen. Bei jedem Konzert wurde die Kirchengemeinde nicht müde, auf den großartigen Orgelklang hinzuweisen und um Unterstützung zu bitten für dessen Erhalt. Im Rahmen der Aktion „Aus 1 mach 3“ honorierten die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Stiftung der Sparkasse Vorpommern für Wissenschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft mit 70.000 Euro dieses große Engagement und verdreifachten damit das Spendenergebnis. Zuzüglich der Bundesmittel in Höhe von 85.000 Euro standen damit die notwendigen Mittel für die Restaurierung der Orgel zur Verfügung. Die Kirchengemeinde ist glücklich und dankt allen, die dieses Projekt unterstützt haben.
Bereits 1411 wurden in den Kirchenrechnungen eine kleine und eine große Orgel in St. Marien unterschieden. Die eigentliche Vorgängerorgel der Mehmel-Orgel von 1757 hat dann an der Südseite der Kirche auf einer Empore über dem alten Südausgang gestanden. Sie besaß 24 klingende Register auf zwei Manualen und Pedal. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das Instrument nach mehreren Reparaturen so schadhaft, dass man sich zum Abbruch desselben entschloss und den Orgelbauer Mehmel mit einem Neubau beauftragte.
Friedrich Albert Daniel Mehmel (1827-1888) stammte aus Thüringen. Er erlernte das Handwerk des Orgelbauers in verschiedenen Orgelwerkstätten, unter anderem bei Friedrich Ladegast in Weißenfels, der ihn nachhaltig prägte. Ladegast, der bei Cavaillé-Coll in Paris gelernt hatte, gab die neuen Erkenntnisse aus dem französischen Orgelbau an Mehmel weiter, was sich im Bau der Zungenregister und Spielhilfen niederschlug. 1858 übernahm Mehmel das Orgelbaugeschäft des verstorbenen Matthias Fernau in Stralsund. Aufgrund der großen Nachfrage nach neuen Orgeln eröffnete er 1874 noch eine zweite Werkstatt in Wismar. Der Künstler wirkte von Cuxhaven bis Kolbergsmünde (Kolobrzeg), jedoch war Vorpommern sein wesentlicher Schaffensbereich, wo bis heute viele seiner Instrumente erhalten blieben. Das größte davon befindet sich hier in St. Marien Greifswald.
Die Firma Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt (Bad Liebenwerda) führte ab 1988 eine Generalreparatur durch, die in mehreren Abschnitten ausgeführt und mit dem Einbau der neuen Prospektpfeifen im Jahre 1991 abgeschlossen wurde. 2018/19 erfolgt eine weitere durch Verschleiß vieler originaler Bauteile notwendig gewordene umfängliche Instandsetzung.
HW | Hauptwerk | I. Manual (C-f''') |
Windlade I | Bordun | 16' |
Principal | 8' | |
Gemshorn | 8' (tiefe Oktave = Principal 8') | |
Gedackt | 8' | |
Viola di Gambe | 8' | |
Hohlflöte | 8' (tiefe Oktave = Gedackt 8') | |
Concertflöte | 8' (späterer Einbau) | |
Octave | 4' | |
Gemshorn | 4' | |
Windlade II | Quarte | 2f |
(Forte HW) | Mixtur | 4-5f |
Cornett | 4f (f-f3) | |
Trompete | 8' | |
OW |
Oberwerk |
II. Manual |
Bordun | 16' | |
Principal | 8' | |
Rohrflöte | 8' | |
Octave | 4' | |
Rohrflöte | 4' | |
Quinte | 2 2/3' | |
Waldflöte | 2' | |
Progressio | ||
harmonica | 2-3f. | |
Oboe | 8' (späterer Einbau) | |
FW |
Fernwerk |
III. Manual, Schweller |
Geigen-Principal | 8' | |
Salicional | 8' | |
Flauto traverso | 8' | |
Geigen-Principal | 4' | |
P |
Pedal |
(C-d) |
Windlade I | Principal | 16' |
Subbaß | 16' | |
Gedacktbaß | 8' (kombiniert mit Subbaß 16') | |
Violon | 16' | |
Violon | 8' (kombiniert mit Violon 16') | |
Oktavenbaß | 8' | |
Oktavenbaß | 4' (kombiniert mit Oktavenbaß 8') | |
Windlade II | Quinte | 10 2/3' |
(Forte Ped.) | Quinte | 5 1/3' (komb. mit Quinte 10 2/3') |
Posaune | 16' | |
Trompete | 8' (kombiniert mit Posaune 16') | |
Nebenzüge |
Manualcoppel |
Hauptwerk (II/I) |
Manualcoppel | Oberwerk (III/II) | |
Sperrventil | Pedal | |
Sperrventil | Oberwerk (II) | |
Sperrventil | Hauptwerk (I) | |
Sperrventil | Fernwerk (III) | |
Pedalcoppel | (I/P) (Hakentritt) | |
Forte Hauptwerk | (Hakentritt) | |
Forte Pedal | (Hakentritt) | |
Crescendo | (Hakentritt) | |
Später eingebaute Register, die nicht von Mehmel stammen, aber von ihm vorgesehen waren (Registerzüge und Schleifen waren angefertigt): |
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I. Manual | Concertflöte 8´(B. Grüneberg – Stettin), als Quinte 5 1/3´vorgesehen | |
II. Manual | Oboe 8´(Giesecke), als Clarinette 8´vorgesehen |